Komponistenschwerpunkt

Suzanne Josek

Jonathan Harvey: »…towards a Pure Land«

Stationen einer kompositorischen Reise

»…towards a Pure Land«: Der Titel eines Orchesterwerks von Jonathan Harvey (1939–2012) steht programmatisch für das lebenslange künstlerische sowie menschliche Streben des Komponisten nach geistiger Fortentwicklung. Suzanne Josek zeichnet den spirituellen und kompositorischen Weg Harveys in Form einer Reise nach und versucht, die angesteuerten inspirativen Häfen – christliche Mystik, Anthroposophie und östliche Spiritualitätssysteme – in ihrer Bedeutung zu erfassen und im Werk des Komponisten zu verankern.

Ulrich Dibelius

Ligetis Horntrio

Bei einem Konzert, das der Südfunk Stuttgart aus Anlaß von Ligetis 60. Geburtstag veranstaltete, kommentierte der Komponist sein jüngstes Instrumentalwerk, das Trio für Violine, Hom und Klavier, lustvoll und absichtlich als konservativ. ...

Raphael Smarzoch

Genaueste Handlungen unter den freiesten Bedingungen

Studien zum Werk von Christian Wolff

Der 1934 in Nizza geborene Komponist Christian Wolff bleibt im Vergleich zu seinen Zeitgenossen John Cage, Morton Feldman und Earle Brown ein Außenseiter, dessen Werk trotz seiner Vielschichtigkeit und gesellschaftlichen Relevanz bis heute nur wenig Beachtung findet. Die vorliegende Studie beabsichtigt, diesen Missstand zu beseitigen, und beleuchtet einige charakteristische Merkmale der Musik Christian Wolffs.

Karlheinz Stockhausen

Freiheit – das Neue – das Geistig-Geistliche

Am 26. Juli 1997 fand in der Augustinuskirche in Schwäbisch Gmünd die Uraufführung von Karlheinz Stockhausens Litanei 97 für Chor a cappella statt. Der Komponist wurde vom Organisator des Europäischen Musikfestes für geistliche Musik, Ewald Liska, eingeladen, vor der Uraufführung einführende Worte zu sprechen und an einem Gespräch mit dem Publikum teilzunehmen. ...

Susanne Schaal-Gotthard

»Es würde mir Leid tun …«

Hindemiths »Klaviermusik mit Orchester« op. 29 für Paul Wittgenstein

Im Frühsommer 1923 schickte Paul Hindemith zwei Notenpakete nach Wien. Sie enthielten Partitur und Stimme der Klaviermusik mit Orchester (Klavier: linke Hand) op. 29 – ein Werk, das der kriegsversehrte Pianist Paul Wittgenstein bei ihm in Auftrag gegeben hatte. ...

Luigi Nono

Gitterstäbe am Himmel der Freiheit

Es herrscht heute – auf dem Gebiet des Schöpferischen wie auf dem des Kritisch-Analytischen – vielfach die Tendenz, ein künstlerisch-kulturelles Phänomen nicht in seinen geschichtlichen Zusammenhang einzufügen. ...

Olivier Messiaen

Musikalisches Glaubensbekenntnis

Bei jeder schöpferischen Tätigkeit gibt es drei Stufen: die Inspiration, die Arbeit, das Werk. Im furchtbaren 20. Jahrhundert, dem Jahrhundert des Suchens und der Schnelligkeit, betont man die zweite Stufe. ...

György Ligeti

Zustände, Ereignisse, Wandlungen

Über »Apparitions«

In meiner frühen Kindheit träumte ich einmal, dass es mir nicht gelinge, bis zu meinem Bettchen (das mit Gittern versehen war und als sicherer Zufluchtsort galt) vorzudringen; denn das ganze Zimmer war von einem dünnfaserigen, aber dichten und äußerst verwickelten Gewebe ausgefüllt, ähnlich dem Sekret von Seidenwürmern, die bei ihrem Einpuppen das ganze Innere der Schachtel, in der sie gezüchtet werden, bespinnen. ...

Helmut Lachenmann

Luigi Nono oder Rückblick auf die serielle Musik

Jeder Künstler wird sich in einem bestimmten Stadium seiner Entwicklung entscheiden müssen, wie er sich zu der Gesellschaft, als deren Requisit er fungiert, zu verhalten hat. Für einen Komponisten ist eine solche Entscheidung insofern kompliziert, als er zur Realisierung und Verbreitung seiner Werke im allgemeinen auf die Zusammenarbeit mit Institutionen dieser Gesellschaft angewiesen ist. ...

Carl Dahlhaus

Arnold Schönberg: Drittes Streichquartett

Die Maxime, daß Äußerungen eines Autors über sein Werk nicht die Grundlage einer Interpretation bilden, sondern zu deren Material gehören, ist ein Gemeinplatz der Hermeneutik, der in der Literaturkritik längst selbstverständlich ist, sich in der Theorie der musikalischen Analyse aber erst allmählich und mit einer Verzögerung, die mit der Neigung zur heroischen Biographie in der Musikgeschichtsschreibung zusammenhängt, durchzusetzen scheint. ...