Karlheinz Stockhausen

Freiheit – das Neue – das Geistig-Geistliche


Am 26. Juli 1997 fand in der Augustinuskirche in Schwäbisch Gmünd die Uraufführung von Karlheinz Stockhausens Litanei 97 für Chor a cappella statt. Der Komponist wurde vom Organisator des Europäischen Musikfestes für geistliche Musik, Ewald Liska, eingeladen, vor der Uraufführung einführende Worte zu sprechen und an einem Gespräch mit dem Publikum teilzunehmen. Die Musikwissenschaftlerin Lilly Fritz übertrug den vom Süddeutschen Rundfunk aufgezeichneten Vortrag. Wir dokumentieren ihn an dieser Stelle in gekürzter und von Karlheinz Stockhausen autorisierter Fassung.

»Wie bei allem, was ich beginne, gibt es für mich drei wesentliche Orientierungen, seit ich 22 Jahre alt war und komponiere. Eine ist die Freiheit. Seit ich mich entschied – nach dem Schulmusikstudium mit Staatsexamen als Schulmusiker und als Pianist an der Musikhochschule in Köln –, das Leben eines Komponisten zu leben, schwebt mir immer als höchstes Ideal die Freiheit vor, niemanden in meine Arbeit hineinreden zu lassen, was die Reinheit und die Formung der Musik betrifft. Das ist das eine. Das Stück, das heute abend durch den Südfunk-Chor uraufgeführt wird und das ich gestern nachmittag zum ersten Mal gehört habe, ist in völliger Freiheit entstanden, unabhängig von Zwängen und Regeln und von – wie soll ich das sagen – von Ideologie.«

Format · Aufsatz

URN · urn:nbn:de:101:1-201505192716

Publikationsort · Neue Zeitschrift für Musik 4 (1998), S. 18–25

Zitation · Stockhausen, Karlheinz: »Freiheit – das Neue – das Geistig-Geistliche«, in: Neue Zeitschrift für Musik 4 (1998), S. 18–25 [Schott Campus, urn:nbn:de:101:1-201505192716].