Helmut Lachenmann

Luigi Nono oder Rückblick auf die serielle Musik


»Jeder Künstler wird sich in einem bestimmten Stadium seiner Entwicklung entscheiden müssen, wie er sich zu der Gesellschaft, als deren Requisit er fungiert, zu verhalten hat. Für einen Komponisten ist eine solche Entscheidung insofern kompliziert, als er zur Realisierung und Verbreitung seiner Werke im allgemeinen auf die Zusammenarbeit mit Institutionen dieser Gesellschaft angewiesen ist. Dennoch: die Entscheidung ist unumgänglich auch für ihn; dem auszuweichen, wäre gleichbedeutend mit gedankenloser Zustimmung. Von den Komponisten der Generation, die nach dem Zweiten Weltkrieg die entscheidenden musikalischen Entwicklungen einleitete, haben die meisten lange geglaubt, sich um diese Entscheidung drücken zu können. Man ging offenbar davon aus, dass sich das Musikdenken in Übereinstimmung mit der gesellschaftlichen Entwicklung revolutionieren und sich neue ästhetische Form etablieren ließe.«

Format · Aufsatz

URN · urn:nbn:de:101:1-201505192627

Publikationsort · Melos 6 (1971), S. 225–230

Zitation · Lachenmann, Helmut: »Luigi Nono oder Rückblick auf die serielle Musik«, in: Melos 6 (1971), S. 225–230 [Schott Campus, urn:nbn:de:101:1-201505192627].