Susanne Schaal-Gotthard

»Es würde mir Leid tun …«

Hindemiths »Klaviermusik mit Orchester« op. 29 für Paul Wittgenstein


»Im Frühsommer 1923 schickte Paul Hindemith zwei Notenpakete nach Wien. Sie enthielten Partitur und Stimme der Klaviermusik mit Orchester (Klavier: linke Hand) op. 29 – ein Werk, das der kriegsversehrte Pianist Paul Wittgenstein bei ihm in Auftrag gegeben hatte. Hindemith, der nach Aufsehen erregenden Erfolgen […] rasch zu einem Protagonisten der kompositorischen Avantgarde aufgestiegen war, ahnte allerdings wohl schon, dass sein Werk dem musikalisch im Wien der Jahrhundertwende sozialisierten Sprössling einer der reichsten Familien Österreichs fremd und ungewohnt erscheinen würde. In seinem Begleitschreiben versuchte er deshalb vorzubauen: ›Lieber Herr Wittgenstein, hier erhalten Sie die letzten drei Sätze Ihres Stückes und ich hoffe, dass sich nach Durchsicht der Partitur Ihr Schrecken wieder legen wird. Es ist ein ein einfaches, vollkommen unproblematisches Stück und ich glaube sicher, dass es Ihnen nach einiger Zeit Freude machen wird. (Vielleicht sind Sie am Anfang ein wenig entsetzt, aber das macht nichts.) Verstehen werden Sie das Stück auf jeden Fall – bei irgendwelchen Zweifelsfällen bin ich ja immer da, um Ihnen genaue Auskunft zu geben.«

Format · Aufsatz

URN · urn:nbn:de:101:1-201505192853

Publikationsort · Neue Zeitschrift für Musik 3 (2005), S. 46–47

Zitation · Schaal-Gotthard, Susanne: »›Es würde mir Leid tun …‹. Hindemiths ›Klaviermusik mit Orchester‹ op. 29 für Paul Wittgenstein«, in: Neue Zeitschrift für Musik 3 (2005), S. 46–47 [Schott Campus, urn:nbn:de:101:1-201505192853].