»Wir haben einen Bartók, und das ist viel. Er ist groß – das Ausland sieht nur ihn; alle anderen bleiben grau, verschwommen wie die Häuser einer fernen Stadt hinter dem einsam aufragenden Turm. Doch gibt es in Ungarn eine Anzahl bedeutender Komponisten. Es wäre mir leicht, über sie zu schreiben, wenn die Buchstaben Töne wären, die ihre Musik wiedergeben könnten. Dies Gedruckte aber bleibt stumm. Wie kann ich über ihre Werke sprechen, wenn ihr sie nie gehört habt? Und doch muss ich es irgendwie versuchen. – Stil. Ungarn liegt an der Grenze zwischen Ost und West. Diese zwei Welten zu verbinden, war immer das Problem der ungarischen Kultur. Manchmal entstanden fahle Zwitterprodukte, manchmal aber gelang die Verschmelzung. So auch in der neuen ungarischen Musik. Europäische Formen (vor allem die Sonate) werden mit asiatischem Melodienschatz ausgefüllt.«
Format · Aufsatz
URN · urn:nbn:de:101:1-201505192538
Publikationsort · Melos 1 (1949), S. 5–8
Zitation · Ligeti, György: »Neue Musik in Ungarn«, in: Melos 1 (1949), S. 5–8 [Schott Campus, urn:nbn:de:101:1-201505192538].