Die Dritte Republik (1870–1940) gilt mit Recht als eine Zeit, in der sich Frankreich zunehmend hin zum Laizismus, zur Trennung von Kirche und Staat, bewegt. Dies wird deutlich an gesetzgeberischen Maßnahmen wie den Lois Jules Ferry zur Schulbildung (1880–1882), die religiöse Neutralität der Schulen vorschreiben, oder dem Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat von 1905. Die stark katholische Prägung Frankreichs, der ›fille aînée de l’Église‹, hatte bereits mit der Revolution von 1789 einen Traditionsriss erfahren. Die Entwicklung zum Laizismus verlief jedoch keineswegs linear. War das 19. Jahrhundert summarisch gesagt eine Zeit des Schwankens zwischen stärkerer Rückbindung an den Katholizismus und zunehmendem Antiklerikalismus, so obsiegte letzterer in der Dritten Republik, zumindest was die offizielle Politik angeht. Bis heute versteht sich Frankreich ja als laizistischer Staat. In den Künsten jedoch findet in dieser Zeit ein umso stärkerer Rückgriff auf religiöse Sujets und Motive statt. …
Format · Aufsatz
URN · urn:nbn:de:101:1-201609162521
Publikationsort · Schott Campus, Mainz 2016
Zitation · Leßmann, Benedikt: »Gregorianische Couleur in der französischen Oper des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts«, in: Beitragsarchiv zur Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung Halle/Saale 2015 – »Musikwissenschaft: die Teildisziplinen im Dialog«, hrsg. von Wolfgang Auhagen und Wolfgang Hirschmann [https://schott-campus.com/gfm-jahrestagung-2015], Mainz 2016 [Schott Campus, urn:nbn:de:101:1-201609162521].
Das Beitragsarchiv fasst Referate und Posterpräsentationen der Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung 2015 in Halle/Saale zusammen, bietet einen guten Überblick über derzeit in der Musikwissenschaft verhandelte Themen und zeigt Wege für eine intra-interdisziplinäre Zusammenarbeit auf. Es spiegelt hiermit das der Tagung zugrundeliegende Konzept »Musikwissenschaft: die Teildisziplinen im Dialog« wider.
→ Beitragsarchiv zur Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung Halle/Saale 2015