An kaum einem Ort liegen Privates und Öffentliches so nah beieinander wie in den Modebädern des 18. und 19. Jahrhunderts. Architektonisch auf engstem Raum miteinander verschränkt, bedingen sich die Aufführungsorte musikalischer Privatheit und Öffentlichkeit gegenseitig: der Brunnenplatz als der zentrale Treffpunkt der Badegesellschaft, in der Regel auch Ankunfts- und Abreiseort für Badegäste; um diesen herum oder entlang einer Brunnenallee das Kursaalgebäude, ein oder mehrere Ballsäle, ein Theater sowie Hotels, Gast- und Wirtshäuser. In dem Beitrag soll es darum gehen, die in den Modebädern um 1800 bestehenden Räume und Formen musikalischer Praxis ob ihrer Kategorisierbarkeit in ›öffentlich‹ und ›privat‹ zu überprüfen, und es soll gezeigt werden, dass es außerhalb der einschlägigen Formate wie Opernaufführungen, Konzerten oder privaten Salons eine ganze Reihe kurtypischer Musizierformen gab, bei denen eine Unterscheidung in öffentlich oder privat a priori unmöglich ist, da sich sowohl die Orte der Aufführungen als auch die Zusammensetzung des Publikums nicht eindeutig zuordnen lassen. Vielmehr scheint im Modebad um 1800 ein regelrechter Soundscape ubiquitären Musizierens vorhanden gewesen zu sein, der musikalische Aufführungen innerhalb und außerhalb von Gebäuden gleichermaßen betraf und damit privat-öffentliche Interrelationen und Interaktionen offenbart.
Format · Aufsatz
URN · urn:nbn:de:101:1-201611221084
Publikationsort · Schott Campus, Mainz 2016
Zitation · Storch, Christian: »Das Öffentliche im Privaten, das Private im Öffentlichen: Interrelationen und Interaktionen musikalischer Aufführungen im Modebad um 1800«, in: Beitragsarchiv zur Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung Halle/Saale 2015 – »Musikwissenschaft: die Teildisziplinen im Dialog«, hrsg. von Wolfgang Auhagen und Wolfgang Hirschmann [https://schott-campus.com/gfm-jahrestagung-2015], Mainz 2016 [Schott Campus, urn:nbn:de:101:1-201611221084].
Das Beitragsarchiv fasst Referate und Posterpräsentationen der Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung 2015 in Halle/Saale zusammen, bietet einen guten Überblick über derzeit in der Musikwissenschaft verhandelte Themen und zeigt Wege für eine intra-interdisziplinäre Zusammenarbeit auf. Es spiegelt hiermit das der Tagung zugrundeliegende Konzept »Musikwissenschaft: die Teildisziplinen im Dialog« wider.
→ Beitragsarchiv zur Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung Halle/Saale 2015