Die Geschichte des Faches Musikwissenschaft und die der Filmmusik liefen lange Zeit parallel, ohne dass die eine von der anderen Notiz genommen hätte. Während es in den universitären Hörsälen beim Studium der Partituren wenig musikalisch tatsächlich Hörbares zu vernehmen gab, wurde bereits der erste Film wahrscheinlich von Musik begleitet. Der Unterhaltungswert der ersten Filme rührte von der technischen Innovation, die Illusion lebendiger Bewegung in Bildern herzustellen – die Wahrnehmung des Visuellen wurde herausgefordert, während die Wahrnehmung des Akustischen nicht überfordert wurde. Auch die Musikwissenschaft konzentrierte sich paradoxerweise auf das Visuelle, auf die Partitur. Durch die Bevorzugung der schriftlichen ›Darstellung‹ von Musik als Forschungsobjekt gegenüber anderen, performativen Darstellungen konnte die Filmmusik, die hauptsächlich im visuellen Medium existiert und deren Partituren – wenn überhaupt – schwer zugänglich sind, nicht zu einem Teil der Disziplin werden.
Format · Aufsatz
URN · urn:nbn:de:101:1-201709274401
Publikationsort · Schott Campus, Mainz 2017
Zitation · Saskia Jaszoltowski: »Zur audiovisuellen Analyse von Musik im Film«, in: Symposiumsbericht »Wider den Fetisch der Partitur. Hörprobleme serieller und post-serieller Musik«, hrsg. von Susanne Kogler und Martin Zenck (=Beitragsarchiv des Internationalen Kongresses der Gesellschaft für Musikforschung, Mainz 2016 – »Wege der Musikwissenschaft«, hrsg. von Gabriele Buschmeier und Klaus Pietschmann [https://schott-campus.com/gfm-jahrestagung-2016]), Mainz 2017 [Schott Campus, urn:nbn:de:101:1-201709274401].
Das Beitragsarchiv fasst Referate und Posterpräsentationen des XVI. Internationalen Kongresses der Gesellschaft für Musikforschung 2016 in Mainz zusammen. Die Tagung stand unter dem Titel »Wege der Musikwissenschaft«.
→ Beitragsarchiv des Internationalen Kongresses der Gesellschaft für Musikforschung, Mainz 2016