Die letzten Kompositionen György Ligetis († 2006) finden bislang weder in der musikwissenschaftlichen Forschung noch in der internationalen Aufführungspraxis nennenswerte Beachtung. Kann dies an den zuweilen außergewöhnlichen Anforderungen an Aufführende und der vielfach ins Fragmentarische tendierende Kürze von Kompositionen und Werkabschnitten liegen oder löst die gegenüber früheren Werken nochmals intensivierte, unverschleierte Retrospektivität im Hamburgischen Konzert, dem Liederzyklus Síppal, dobbal, nádyhegedüvel und den letzten Études pour piano womöglich ein gewisses Unbehagen aus? Fest steht, dass das nunmehr an die kompositorische Außenseite getragene Spiel mit musikhistorisch etablierten Techniken wie Kanon, Choral oder der Aksak-Rhythmus die Grundlage eines stabilen ästhetischen Fundaments bildet, welches auch dort noch beobachtbar ist, wo Ligetis Musik zu formaler Zersplitterung, komplexer Mikrotonalität und einer starken Reduktion der kompositorischen Mittel neigt.
Format · Buch
ISBN · 978-3-95983-108-6 (Paperback) | 978-3-95983-109-3 (Hardcover)
URN · urn:nbn:de:101:1-201706292802
Publikationsort · Schott Campus, Mainz 2017
Zitation · Knop, Frederik: Retrospektiven. Die Inszenierung von Tradition in den letzten Kompositionen György Ligetis, Mainz 2017 [Schott Campus, urn:nbn:de:101:1-201706292802].