Nach wie vor sitze er vor dem Radio, schrieb 1996 der Komponist Dieter Schnebel, und lasse sich »von dem, was da entgegentönt, befremden – oder auch, selbst wenn es sich um Eigenes handelt, verzaubern «. Schnebel, Jahrgang 1930, ist mit dem Radio aufgewachsen, hat mit dem Aufkommen der Schallplatte und der CD später die »medialen Konkurrenten« des Radios aktiv wahrgenommen und genutzt. Dennoch, betont er, habe ihm kein anderes Medium den Zauber des Radios ersetzt, der neben dem Hören von Musik auch in jenem Überraschungseffekt liege, den ein Radioprogramm zu bieten hat. Seit der ersten Sendung im Jahr 1923 vermag das Radio dieses Entgegentönen und Befremden zu leisten, das Ohrenöffnen im allerbesten Sinne, Eigenschaften also, die bei allen technischen Veränderungen bzw. Modernisierungen in ihrem rezipierten, rein auf das Hören ausgerichteten Wirken bis heute konstant geblieben sind – auch in einer Zeit, in der es sich als traditionell »eindimensionales« Medium wachsender multimedialer Konkurrenz zu stellen hat …
Format · Aufsatz
URN · urn:nbn:de:101:1-201608012608
Publikationsort · Schott Campus, Mainz 2016
Zitation · Unseld, Kerstin: »Auf Sendung! Musikvermittlung über das Medium Radio«, Mainz 2016 [Schott Campus, urn:nbn:de:101:1-201608012608].