Mit dem Modell eines »performativen Hörens«, wie ich es in einer Reihe von Aufsätzen entwickelt habe, ist ein aktives, aufmerksames, gestaltendes Hören gemeint, das mit den durch Notation und Aufführung »gesetzten« Strukturen zum Teil korrespondieren kann, sie dabei aber, abhängig von einer Vielzahl von Einzelfaktoren, »für sich« organisiert und deutet. Ich meine damit kein Expertenhören und auch kein »strukturelles Hören« im Sinne einer engen Dependenz zwischen Hörerfahrung und den kompositorisch determinierten Strukturen. Vielmehr geht es mir darum, dass gesetzte und wahrgenommene Klangstrukturen in ihrem Wechselspiel stets ein Feld potenzieller, divergierender Hörweisen entfalten können, das die Analyse nicht nur dokumentieren, sondern auch ihrerseits produktiv erweitern und vertiefen kann. Analyse kann zu neuen Hörerfahrungen anregen und jede Analyse ist ihrerseits, so abstrakt sie auch wirken mag, durch Hörerfahrungen geprägt.
Format · Aufsatz
URN · urn:nbn:de:101:1-201801242002
Publikationsort · Schott Campus, Mainz 2017
Zitation · Christian Utz: »Zum performativen Hören serieller Musik. Analyse und Aufführung von Pierre Boulez’ Structures Ia (1951) und Polyphonie X (1951)«, in: Symposiumsbericht »Wider den Fetisch der Partitur. Hörprobleme serieller und post-serieller Musik«, hrsg. von Susanne Kogler und Martin Zenck (=Beitragsarchiv des Internationalen Kongresses der Gesellschaft für Musikforschung, Mainz 2016 – »Wege der Musikwissenschaft«, hrsg. von Gabriele Buschmeier und Klaus Pietschmann [https://schott-campus.com/gfm-jahrestagung-2016]), Mainz 2017 [Schott Campus, urn:nbn:de:101:1-201801242002].
Das Beitragsarchiv fasst Referate und Posterpräsentationen des XVI. Internationalen Kongresses der Gesellschaft für Musikforschung 2016 in Mainz zusammen. Die Tagung stand unter dem Titel »Wege der Musikwissenschaft«.
→ Beitragsarchiv des Internationalen Kongresses der Gesellschaft für Musikforschung, Mainz 2016